Warum das Contao Camp gut wie immer war ...

von Matthias Eilers

... aber das Camp 23 anders sein sollte.

Zurzeit befinden wir uns auf der Rückreise vom Contao Camp 2022 in Potsdam. Bei mehreren Stunden im ICE eine gute Möglichkeit, die Veranstaltung Revue passieren zu lassen.

Das Camp war großartig organisiert. Wir waren mitten im holländischen Viertel. Es stimmte einfach alles. Nach langer Pandemie-Zeit eine super Möglichkeit, sich endlich wiederzusehen. Vielleicht auch aus diesem Grund stand das gemeinsame Erarbeiten von Themen eher im Hintergrund und der rege Austausch im Vordergrund.

Als ich vor über zehn Jahren neu war in der Contao Community, fand ich als stiller Neuling, dass die Pausen viel zu lang sind. Von anderen Konferenzen war ich anderes gewohnt. Inzwischen können die Pausen gar nicht lang genug sein, insbesondere nach der Corona-Pause. Alle haben viel zu erzählen und die Pandemie ist auch an unserer Branche nicht spurlos vorbeigegangen.

Die Sessionplanung verlief wie in all den anderen Jahren. Samstag und Sonntag haben wir jeweils den Tag geplant und in vier Slots gab es eine gesunde Mischung an Themen. Doch trotz guter Stimmung und hoher Motivation war irgendetwas anders bei diesem Camp. Nur was?

Viele Themen wiederholen sich über die Jahre immer wieder und oftmals bleiben die Sessions, zumindest für das Projekt Contao ergebnislos. Das war auch bei vorherigen Camps so. Da aber viele von uns schon viele Jahre dabei sind, entsteht gefühlt immer mehr Frustration darüber. Ein gutes Beispiel dafür war die Diskussion darüber, wie wir Contao in der Öffentlichkeit interessanter machen können für Entwickler und Agenturen.

Jede neue Version von Contao ist die beste Version aller Zeiten. So auch die aktuelle LTS-Version 4.13. Dennoch scheint die Community nicht im verdienten Umfang zu wachsen. Die Diskussion darüber wurde oft geführt. Immer entstehen gute Ideen und immer verrennt man sich in vermeidlich neuen Erkenntnissen. Die sind aber nicht neu: Contao ist ein System, mit dem man alle Arten von Webprojekten umsetzen kann. Kein Klicky-Buntie. Das CMS überzeugt im Ergebnis, bei der Qualität. Eben nicht „schnell und schmutzig“, sondern Enterprise und nachhaltig. Entsprechend muss man sich nicht mit „schnell und schmutzig“-Systemen vergleichen. Es passiert aber und auch ich bin wieder mal in diese Falle getappt. Man gewinnt nach wenigen Minuten diese Erkenntnis neu und dann ist die Session um und dann fragt man sich: „Wofür war das jetzt gut? Was machen wir damit?“

Solche Situationen gab es an diesem Wochenende des Öfteren. Das Problem ist, dass wir nicht weiter gehen. Nicht in die Umsetzung. Sondern jedes Mal diese Erkenntnis einfach unbenutzt stehen lassen. Da steht sie nun und vielleicht ist sie dieses Mal beim nächsten Camp immer noch da?

Wir gehen, zu Hause angekommen, wieder ins Tagesgeschäft über und werden kaum Zeit finden, mit dieser ewigen Erkenntnis etwas anzufangen.

Da sich bei mir die Situation in diesem Jahr besonders doof anfühlt, möchte ich Ideen, die nicht von mir kommen, sondern in Diskussionen entstanden sind skizzieren, die wir vielleicht beim nächsten Camp und oder Hackathon nutzen könnten:

Kurze Sessions und Produktvorstellungen, gehören aus meiner Sicht nur auf eine solche Veranstaltung, wenn diese die Community bzw. das Produkt Contao voranbringen. Also dann, wenn die Teilnehmer einen Mehrwert für Contao oder ihre Arbeit mit Contao sehen. Das kann ganz vielseitig sein und auch eine Yoga- oder Powernapping Session sind da als Ausgleich sehr willkommen. Aber in erster Linie geht es bei unserem Barcamp oder einem Hackathon doch darum, gemeinsam etwas zu erarbeiten. Lücken (auch Wissenslücken) zu schließen, die das Projekt aufgrund der begrenzten Arbeitszeit, die oft ehrenamtlich passiert, zwangsläufig immer mit sich bringt. Alle profitieren ...

Wir in der Küstenschmiede kommen immer im Herbst zu unserem „Hackahoy“ zusammen. Wir sammeln, wie bei der Sessionplanung mögliche ToDos – da kann man auch gerne im Vorfeld schon etwas vorbereiten. Die ToDos werden angepinnt – es können beliebig viele sein. Gruppen oder Einzelpersonen nehmen sich ein solches Kärtchen und legen los. Nur abends gibt es eine gemeinsame Pause und eine Vorstellungsrunde der Ergebnisse. Da wo Diskussionen, Präsentationen notwendig sind, kann die Gruppe sich zurückziehen. Halt ein Hackathon..

Beim Camp könnte es so sein, dass man beide Wege kombiniert. Also eine Einstiegssession und die Möglichkeit, im Anschluss etwas zu bewegen. Je nach Komplexität an einem Vor- oder Nachmittag, den ganzen Tag oder sogar das ganze Wochenende. Man könnte zu Tagesbeginn mehrere Sessions parallel machen und danach bspw. nur noch einen Sessionslot, wie am vergangenen Wochenende auch, um sich zu gewünschten Themen auszutauschen. Alle anderen arbeiten nach der Session an der Umsetzung. Ggf. gibt es nach dem Mittagessen eine weitere Session. Abends gibt es dann eine Vorstellungsrunde. Immer so, dass das Ziel und nicht die Zeitplanung maßgeblich ist.

Alternativ könnte man das auch über zwei Tage verteilen. Also Tag 1 Sessions. Tag 2 Hackathon. Ich finde die erste Lösung aber charmanter, weil sich so alle auf die eine oder andere Weise einbringen können.

Die Ergebnisse beider Tage könnten dann am Sonntagabend veröffentlicht werden und alle gehen mit einem guten Gefühl nach Hause, da sie selbst nicht nur Nutznießer der Veranstaltung waren, sondern etwas mit vorangebracht haben.

Zum Teil war es auch in diesem Jahr so. Nur dass der Hackathon am Freitag vorgeschaltet war. Sozusagen bevor die Themen der Community überhaupt auf dem Tisch lagen. Das wäre aus meiner Sicht in umgekehrter Reihenfolge besser. Auch sollte ein Hackathon nicht allzu kurz sein. Es dauert, bis man in einem neuen Thema angekommen ist, zumindest ist das bei mir so. Für einen Hackathon fände ich es gut, wenn man eine Art Leitfaden im Vorfeld verschicken könnte. Prozesse, Style Guide, Linksammlung, usw. könnten darüber dann zur Veranstaltung schon bekannt sein.

Wie gesagt, das Contao Camp 2022 war gut wie immer und perfekt organisiert. Ich habe die Zeit in Potsdam genossen. Danke an Joachim und seinem Team vom Berliner Stammtisch. Aus meiner Sicht war es nach der langen Zeit ein besonders wichtiges Treffen und vielleicht nicht nur aus meiner Sicht ruft es nach Veränderung und damit die Idee nicht verpufft, möchte ich folgenden Vorschlag machen:.

Bei uns in Jever im Coworking Space haben wir ausreichend Platz und könnten am Wochenende einige Leute unterbringen. Wir laden die Contao-Community gerne zu unserem Hackahoy 2022 ein, um Contao und andere Open Source Bundles voranzubringen. Man könnte an diesem Termin das nächste Camp planen und vielleicht in etwas kleinerer Runde eine solche Veranstaltung verproben. Würde mich freuen. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden. Ich würde den Termin selbstverständlich mit Leo und der Association abstimmen und mich um die Orga kümmern. Über weitere Ideen und Feedback dazu freue ich mich.

Oldenburg, ich muss aussteigen.

Bis bald
Matthias

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