Leichte Sprache

von Nina Eilers

Viel gelesen aber nichts verstanden?

Ja, das ist mir schon passiert. Auch im Internet. Nicht nur auf Seiten von Behörden. Mal ganz ehrlich: Habt Ihr nicht auch schon auf das Icon für leichte Sprache geklickt statt Euch durch das Fachchinesisch oder mehrfach verschachtelte Sätze zu quälen? So wie man auch mal den barrierefreien Zugang zu einem Haus nutzt. – Er ist da und viele mehr als die Menschen im Rollstuhl profitieren davon.

Aber wie funktioniert das mit der leichten Sprache? Sie liest sich leicht. Das ist ja der Gedanke dahinter. Aber schreiben? Es soll ja nicht nach Kindersprache klingen. Ist das Thema leichte Sprache überhaupt ein Fachbereich für uns, die wir individuelle Websites erstellen? Ich meine mehr als die rein technische Umsetzung in einer Website?

In der Küstenschmiede lassen wir gerne Gedanken Taten folgen: Wir haben uns jemanden eingeladen. Eine die etwas davon versteht. Eine Dozentin aus dem Büro für leichte Sprache Oldenburg. Die schult uns.

Nach dieser Schulung können wir nicht gleich leichte Sprache. Aber wir wissen, dass sie Millionen von Menschen hilft. Allein 15 % aller Erwachsenen in Deutschland sind funktionelle Analphabeten. Das haben wir gelernt. Stand 31.12.2018 sind das über 10 (zehn!) Millionen Menschen1). Leichte Sprache hilft auch Menschen mit Lern-Schwierigkeiten. Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen. Menschen, die nicht so gut lesen können. Also richtig richtig vielen.

Wir wissen jetzt worauf wir achten müssen: Schwere Sprache vermeiden. Das heißt Fremd-Wörter vermeiden. Fach-Wörter vermeiden. Lange Sätze vermeiden. Das ist nicht einfach. Deshalb haben wir geübt schwere Wörter zu übersetzen: Spezialist, Manager, Bildschirmschoner oder Webseite. Versucht es selbst.

Damit es leichter wird ein paar Tipps:

    • Benutze einfache Wörter.
    • Benutze Wörter, die etwas genau beschreiben.
    • Benutze bekannte Wörter.
    • Benutze kurze Wörter.
    • Benutze aktive Wörter.
    • Benutze positive Sprache.
    • Mache in jedem Satz nur eine Aussage.
    • Schreibe kurze Sätze.

Aber leichte Sprache ist auch vieles, das uns während der Entstehung einer Website sowieso begegnet. Also zu einem Zeitpunkt an dem Auftraggeber und Agentur die Weichen in Richtung leichte Sprache stellen können. Ohne bereits Texte aus schwerer Sprache in leichte Sprache zu übersetzen. Dies sind z.B.

    • Die Auswahl der Schriftart.
    • Die Anzahl der Schriftarten.
    • Die Schriftgröße.
    • Der Zeilenabstand.
    • Gliederung der Überschriften und Absätze.
    • Die Ausrichtung der Absätze.
    • Ausreichender Kontrast.
    • Einsatz und Auswahl von Bilder, Icons, Piktogrammen.
    • Wie schreiben wir Adressen, Telefonnummern oder Öffnungszeiten?

Selbst wenn auf der Website keine leichte Sprache angeboten wird, sind die Grundlagen gelegt. Später kann man sich immer noch für leichte Sprache entscheiden. Das lässt sich mit Contao auch nachträglich super einbauen.

Wichtig: Wer sich für leichte Sprache entscheidet sollte immer Menschen mit Lern-Schwierigkeiten fragen, ob sie die Texte verstehen. Als Prüfgruppe. Ob die Texte eine Hilfe sind.

Vielleicht ist unsere Barriere für leichte Sprache noch zu groß. Gerade jetzt am Anfang. Aber wir haben verstanden warum leichte Sprache wichtig ist. Wir werden üben. Wir werden darauf achten. Unsere Sprache wird einfacher werden. Irgendwann wird sie leichte Sprache sein.

Eine Prüfgruppe haben wir vielleicht ganz in der Nähe. Hier in Jever eröffnet dieses Jahr deMood eine inklusive Gastronomie. Mit denen sprechen wir gerade. Die Mitarbeiter können unsere Texte lesen. Uns helfen. Das wäre für Jever und Umgebung ein Schritt für mehr Barriere-Freiheit im Internet.

 

1) Quelle: Genesis-Online-Datenbank des Statistischen Bundesamtes zum Stichtag 31.12.2018 69,42 Mio Erwachsene

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